Smiling Gecko Campus

«Wir müssen bei den Kindern anfangen, um die Welt zu verändern.»

Gerade haben wir zum wiederholten Mal ein Team von aktuellen und ehemaligen Studierenden des Zentrums für Zahnmedizin der Uni Zürich zu Besuch auf dem Campus. In einem wahrhaften Marathon behandeln sie alle unsere Kinder. Zwischendurch haben sie sich aber zumindest drei Minuten Zeit genommen, und wir konnten sie zu ihren Eindrücken befragen.

Du bist zum ersten Mal auf dem Smiling Gecko Campus, Aldin. Was sind deine Eindrücke?

Wenn man sich nur hier auf dem Campus bewegt, spürt man die Armut auf dem Land nicht. Wenn die Kinder morgens zu Schule kommen, tragen sie bereits eine Schuluniform. Von den Knien abwärts sieht man jedoch, welchen Verhältnissen sie wirklich entstammen. Die Beine sind zerstochen und von Narben übersät. Statt Schuhen tragen sie zumeist ärmliche Latschen.

Was die Zahnhygiene betrifft, fällt vor allem der drastische Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Kindern auf. Zwischen denen, die wir bereits länger behandeln und denen, die neu dabei sind. Es zeigt sich: Das, was wir hier machen, also die Behandlungen, die Aufklärung und sicher auch die gute Ernährung trägt Früchte. Je länger wir die einzelnen Kinder bereits im Programm haben, desto weniger Arbeit haben wir. Viele dieser Kinder haben eine super Mundhygiene, wo wir gar nicht mehr viel machen müssen. Sie kommen zur Kontrolle und werden dann wieder zurückgeschickt.

Du hast von den geschundenen Beinen gesprochen. Was fällt dir auf, wenn du die Kinder hier mit denen in der Schweiz vergleichst?
Die Kinder kommen aus schwierigsten Verhältnissen, die mit dem Leben bei uns nicht zu vergleichen sind. Darum finde ich es besonders schön zu sehen, wie dankbar sie sind. Es ist faszinierend: Im Vergleich zur Schweiz, wo die Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit und auch auf den Zugang zu Bildung alles haben, sind sie deutlich unzufriedener als hier.
Wie ist dein erster Eindruck, Annika?
Ich habe eigentlich eine sehr gut eingerichtete Klinik mit einem hohen Hygienestandard vorgefunden. Und natürlich freundliche Kinder, spannende Kinder, weinende Kinder. Alles dabei.
Wo siehst du den Unterschied zwischen dem Zahnstatus, den schweizerische Kinder haben, zu dem der Kinder hier?
Grundsätzlich sind natürlich alle Kinder unterschiedlich. Ich würde aber schon sagen, dass hier in Kambodscha natürlich weniger Mundhygiene betrieben wird und die Zähne deswegen in einem schlechteren Zustand sind. Was uns aber ganz sicher nicht davon abhält, unser Bestens zu geben und die Kinder so gut wie wir können zu behandeln. Wobei leider nicht alle Behandlungen möglich sind, die wir gerne machen würden. Beziehungsweise in der Schweiz machen könnten. Aber die Kinder sind grossartig. Sie wissen, um was es geht und sind voll dabei.
Was bedeutet es für dich persönlich, hier nach Kambodscha zu kommen? In ein so armes Land. Das ist schon aussergewöhnlich, oder?
Ich muss vielleicht erst kurz erzählen, wie ich zum Gecko Smile Projekt gekommen bin. Eine sehr gute Freundin von mir hat dabei geholfen, das Projekt aufzubauen und sie hat mir immer davon erzählt. Ich habe mir das aber nie so richtig vorstellen können. Also habe ich mich dazu entschieden, mir selbst alles vor Ort anzuschauen. Und dann bin ich hierhergekommen und es ist sehr überwältigend gewesen. Es ist eine ganz andere Welt. Es braucht einen Moment, um hier anzukommen und sich einzugewöhnen. Aber es ist spektakulär. Die Kinder sind einfach allerliebst. Sie kommen überall hin mit und schauen uns an und umarmen uns. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich finde: Wir müssen bei den Kindern anfangen, um die Welt zu verändern. Wir müssen ihnen eine gute Mundhygiene beibringen, damit sie das Gelernte weitertragen. Sie haben das ganze Leben noch vor sich.
Sandra, Du bist zum zweiten Mal bei uns. Wo liegen die Unterschiede zu deinem ersten Besuch.

Es ist unglaublich gewesen, als ich das erste Mal hier sein durfte. Ich hatte schon viel gehört, aber man kann es sich trotzdem nicht so richtig vorstellen. Man muss es einfach gesehen haben. Es ist sehr eindrücklich. Erstes, wie gut wir hier eingerichtet sind, im Sinne davon, was wir den Kindern alles bieten können. Aber gleichzeitig auch, was es für Unterschiede zur Schweiz gibt. Sei es bei den Behandlungsstandards, bei der Mundhygiene, oder wie der Zahnstatus der Kinder aussieht. Jetzt, beim zweiten Mal ist es wirklich schön zu sehen, welche Fortschritte wir gemacht haben. Was die Instruktionen angeht. Wie die Kinder ihre Zähne putzen. Wie die Schule sie unterstützt, also das sind wirklich Veränderungen. Wir sehen, wir können hier wirklich etwas erreichen.

Was heisst es für dich persönlich, deine Ferien zu opfern, um hier bei uns zu sein?

Es ist halt etwas, was man sonst nirgendwo erleben könnte. Es ist nichts, was man sich kaufen kann. Nichts, was man sonst in den Ferien erleben würde. Es ist wirklich einmalig hier. Bei den Behandlungen erfahren wir, was es bedeutet, hier zu leben. Und das ist sehr schön.

Was macht das Land für einen Eindruck auf dich?

Es ist schwer zu verstehen, was für ein allgemeiner Notstand hier herrscht. Das macht es aber eben auch so schön, hier zu sein. Wir können etwas zurückgeben von dem Wohlstand, den wir in der Schweiz haben. Wir können wirklich versuchen, etwas mit auf den Weg zu geben. Im Sinne davon, den Kindern etwas an die Hand zu geben, wie sie selbst für ihre Zähne schauen können. Prävention ist ein grosser Teil unserer Arbeit, der uns auch sehr wichtig ist, weil sie nachhaltig ist. Was wir nicht vergessen dürfen: Diese Kinder haben sehr viele Probleme und Baustellen, an denen man schaffen muss. Die Zähne sind nur ein kleiner Teil davon, aber Zahnschmerzen sind halt so etwas Schlimmes. Wenn wir die eliminieren können, haben die Kinder wieder so viel mehr Potenzial für andere Bereiche im Leben. Sie können zum Beispiel wieder ohne Schmerzen lernen. Das hilft natürlich ungemein.

Du bist zum ersten Mal bei uns, Sina. Was hattest du für Erwartungen?
Ich bin sehr positiv überrascht. Ich war am Anfang ein bisschen skeptisch, ob es mir gefallen würde, weil wir ja doch einen ganzen Monat hier sein werden und ich sonst bisher noch nicht so viel mit Kindern zu tun hatte. Aber bereits am ersten Morgen sind die Kinder hier auf uns zugekommen und waren megafreundlich und herzlich und haben uns umarmt. Es ist eine extrem dankbare Arbeit hier. Es ist alles gut organisiert und wir sind eine wirklich coole Truppe.
Wie nimmst du die Kinder sonst so wahr?

Wir sehen sofort, ob Kinder bereits bei uns waren. Zum einen haben sie bessere Zähne, zum anderen haben sie weniger Angst als die, die wir zum ersten Mal behandeln. Aber selbst die ängstlichen Kinder öffnen bereitwillig ihren Mund und versuchen tapfer zu sein. Weil sie einfach froh sind, dass wir uns ihrer annehmen. Es gibt schon mal ein paar Tränen, aber wenn die Behandlung dann erst geschafft ist, kommt das Strahlen schnell zurück. Und sie sind so dankbar.

Würdest du also wiederkommen?
Ja. (Lacht.)
Auch für dich ist es eine Premiere hier auf dem Campus, Suzana. Was hast du im Vorfeld erwartet und was hast du letztlich vorgefunden?
Ich hatte natürlich vorher schon viel von den Studenten und Zahnärzten gehört, die schon hier gewesen sind, aber man muss es dann doch erlebt haben. Sonst kann man sich wirklich nicht vorstellen, wie schön es ist. Meine Erwartungen wurden klar übertroffen. Ich hatte und habe eine super Zeit.
Wie nimmst du die Kinder wahr?
Es ist sehr eindrücklich, wie tapfer die Kinder hier sind. Bisher haben wir die Kinder zwischen der 2. und der 7. Klasse behandelt und wir sehen ganz klar viel mehr Handlungsbedarf bei den jüngeren. Sie haben mehr Karies und auch abgebrochene Zähne. Aber dafür, dass sie durchaus grössere Baustellen haben, machen sie wirklich sehr gut mit. Und bin glücklich, wenn wir Kinder vom Nutzen der Behandlung überzeugen können. Es ist wundervoll, wenn wir Kindern die Angst nehmen können.
Siehst du bei den Zähnen der Kinder einen Unterschied, die bereits vom Gecko Smile Projekt profitieren konnten?
Absolut. Bei den Älteren brauchen wir jeweils nur ein paar Minuten, weil es einfach wenig für uns zu tun gibt. Sie haben bessere Zähne, die sehr gut gereinigt sind. Worauf wir wirklich sehr stolz sein können. Man sieht einfach den Impact von dem, was wir hier in der Klinik machen. Auch auf die Eltern. Bei den kleineren gibt es noch mehr Unsicherheiten. Bei ihnen müssen wir zunächst ein grundsätzlich positives Verhältnis zum Zahnarzt herstellen. Sie müssen lernen, sich zu entspannen und lockerer zu werden.
Du bist zum zweiten Mal bei uns, Nadine. Was hast du erlebt? Was macht das mit dir?

Die Kinder sind sehr unkompliziert und sehr herzlich. Und sie sind sehr tapfer. Die meisten machen super mit. Für sie ist es kein Thema, wenn wir auch mal fünf bis sechs Zähne auf ein Mal füllen müssen.

Ich schätze die Dankbarkeit der Kinder. Sie geben uns sehr viel zurück. Gleichzeitig erleben wir hier Dinge, die wir in der Schweiz nicht sehen. Die Tiefe es Karies zum Beispiel oder Wurzelreste. Das gibt es in der Schweiz wirklich nicht.

Das muss sehr schmerzhaft für die Kinder sein.
Auf jeden Fall. Schmerzen sind hier wohl leider an der Tagesordnung.

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