Bilder einer verlorenen Generation
Eine Portraitserie von Hannes Schmid zur Machtergreifung durch die Roten Khmer vor 50 Jahren.
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fallen in die Strassen Phnom Penhs, als die Stille des Morgens von einem immer lauter werdenden Grollen schwerer Motoren zerrissen wird. Panzerketten ratterten über den Asphalt, ihre metallischen Klauen graben sich in den Boden. Soldaten in schwarzen Uniformen marschieren durch die Strassen. Ihre Gesichter ausdruckslos, die Waffen fest umklammert.
Wir schreiben den 17. April 1975. Seit Wochen warten die Menschen in Phnom Penh voller Anspannung auf diesen Tag. Die von China und Nordkorea unterstützten kommunistischen Guerilliakämpfer der Roten Khmer haben die Hauptstadt eingenommen, die Non Lol Regierung ist abgesetzt. Doch wer geglaubt haben könnte, das Land würde nun endlich befriedet, sollte sich irren. Dramatisch irren.
Denn bereits wenige Stunden nach dem Einmarsch wird die Stadt mit unglaublicher Brutalität evakuiert. Angeblich steht da ein Angriff der US-Luftstreitkräfte unmittelbar bevor. Angeblich. Denn in Wahrheit ist dies nur der perfide Plan, um die rund zwei Millionen Einwohner der Stadt hinaus aufs Land zu treiben, wo sie sich besser kontrollieren lassen würden.
Das Ziel: Kambodscha in eine agrarkommunistische Gesellschaft ohne Städte, Geld oder Privateigentum zu verwandeln. Eine Utopie, der in den kaum mehr als 4 Jahren des Pol Pot Regimes mehr als 1.7 Millionen Menschen zum Opfer fallen sollen.



«Als sie keine Munition mehr hatten, haben sie die Menschen im Dorf mit ihren Spaten erschlagen.»

«Jeder kannte Ermordete.
Jeder kannte Mörder.»